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Eine unanständige Liebesbeziehung ...

Hier kommt mein Outing: Ich pflege eine fast schon unanständige Liebesbeziehung zu Adjektiven!


Als ich mein erstes Manuskript ins Lektorat geschickt habe, dachte ich, das wäre schon ziemlich perfekt. Tja, was soll ich sagen ... Ich hätte nicht weiter daneben liegen können. Tatsächlich war einer der ersten Kommentare meiner Lektorin: "Du verwendest ziemlich viele Adjektive."

Als ich das gelesen habe, dachte ich zuerst: Was?? Nein! Ich doch nicht!

Dann habe ich mein Manuskript noch einmal komplett gelesen und zwar Satz für Satz. Was soll ich sagen? Es war erschreckend. Man wird beim Schreiben tatsächlich betriebsblind.


Sein langer Schwanz ...

Er hieb mit seinem langen Schwanz ...

Ein großer, schwarzer Drache mit einem langen Schwanz ...

Der lange Schwanz des Drachen ...


Und das gefühlt auf jeder einzelnen Seite. Nagut, ganz so schlimm war es dann doch nicht, aber im ersten Moment kam es mir schon so vor.

Ich musste echt den Kopf über mich selbst schütteln und dachte bei mir: Oookay, K. J., der Leser hat vermutlich schon beim ersten Mal verstanden, dass Drachen in der Regel lange Schwänze haben (Zweideutigkeit beabsichtigt xD).


Also Überarbeitungsmodus angeworfen und über jedem einzelnen Adjektiv gebrütet. Brauche ich das wirklich? Ergibt sich das nicht schon aus der Situation? Kann ich es umschreiben? Habe ich die Sache (vor allem die langen Schwänze) zuvor schon beschrieben?

Ich habe ehrlich gesagt nicht mitgezählt, habe aber unzähligen Adjektiven im Manuskript das Leben genommen und es war gut so! Danach las es sich viel besser.


Nach inzwischen vier fertiggestellten Manuskripten habe ich das Gefühl, ich konnte mich ein wenig von dieser unanständigen Liebesbeziehung zu den Adjektiven lösen. Zumindest fühlt es sich für mich so an, als hätte sich mein Schreibstil um einiges verbessert, denn ich muss bei der Überarbeitung schon viel weniger Adjektive streichen. Das ist auch gut so, denn ihre Schmerzensschreie klingeln mir noch in den Ohren ...


Alles Liebe, K. J.



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